Musical Over Dose
is proud to present
Rls Name : Pur - Wuensche
Rls Date : Sep-01-2009
Street Date: Sep-04-2009
Rls Type : Album
Company : EMI (EMI)
Genre : Pop
Source : CDDA
Tracks : 16
Encoder : LAME 3.97 V2: preset standard
Quality : VBRkbps / 44.1kHz / Joint-Stereo
Bitrate : avg. 200kbps
01 Irgendwo 03:45
02 Wiedersehen 03:37
03 Wuensche 06:32
04 Raus aus dem Schoss 03:45
05 Frau Schneider 03:53
06 Gesund 05:13
07 Herbst 04:46
08 Die Beste 04:20
09 Geliebt 03:57
10 Stell Dich 03:00
11 Herzlich 04:15
12 Winter 59 04:28
13 Kathrina 04:22
14 Menschlichkeit 04:43
15 Der geschenkte Tag 02:48
16 Wuensche reloaded 01:12
________
64:36 Min
94,1 MB
Lange schon war Pur einander nicht mehr so nahe
gekommen, wie in den vergangenen Wochen. Am Abend
ging man am Hauptplatz in Bietigheim- Bissingen auf
einen Salat oder Nudeln zum Italiener. Morgens,
sagen wir: mittags, trafen sich Hartmut und Ingo,
um eine Runde zu laufen, am Nachmittag dann war die
ganze Clique im Studio und arbeitete zusammen. So
war das. Tag um Tag. Woche um Woche. Und ganz
allmählich begann ein neues Album zu wachsen, nahm
Form an, wurde korrigiert, Melodienbögen wurden
niedergerissen und wieder neu aufgebaut, Lyrics
umgedichtet, neue Geschichten erzählt. So lange,
bis "Wünsche" fertig war.
Für viele, die etwas davon verstehen, das beste
Album von Pur. "Die Jahre davor", sagt Hartmut
Engler, "war es meist so, dass Ingo die Songs
geschrieben hat und ich immer wieder mal vorbeikam,
um danach an den Texten zu arbeiten. Diesmal haben
wir gemeinsam gearbeitet, vor allem war auch Martin
miteinbezogen. Da wurde die Arbeit zu einem Teil
des privaten Lebens, organisch ging eins ins andere
über." Es war fast so wie anfangs als Pur auf
Ochsentour in den kleinen Klubs unterwegs war und
jeder die Befindlichkeit des anderen besser
verstand als sein eigenes Drumherum. Engler ging
mit den schönen Melodien von Ingo Reidl in seinen
kleinen Pavillon, der dem Wohnhaus vorgelagert ist,
guckte ins Grüne und fing an aus den Musikstücken
Lieder zu machen und den Soundbaum mit Erzählungen
aufzuputzen. Wie bei wenigen anderen Künstlern sind
die Songs von Pur stets auch eine Art spiritueller
Chronik der laufenden Ereignisse. Die musikalische
Entsprechung von Tagebüchern. Basis für das
musikalische Zusammenspiel von Pur ist die geniale
Zusammenarbeit von Poplyriker Hartmut Engler und
dem facettenreichen Komponisten und Keyboarder Ingo
Reidl.
Am Anfang ist das Wort. Das mag für die Bibel
gestimmt haben, bei Pur ist die Musik zuerst da.
Danach schreibt Hartmut Engler die Worte auf, die
er später im Studio zu den Melodien stimmlich
umsetzt und die ihm dann noch viel später irgendwo
auf der Bühne dieses "besondere Glücksgefühl"
verschaffen werden, 2 "wenn man vor Tausenden
Menschen das interpretiert, was man sich allein
daheim ausgedacht hat und man merkt: ja, wir haben
es gepackt, wir berühren die Leute, wir treffen
ihre Empfindungen." Die Zeit ist zurückgedreht: "Es
hat mich diesmal einfach an früher erinnert. Wenn
die Demosongs fertig waren und wir eine unbändige
Lust verspürt hatten, sie auf der Stelle den besten
Freunden vorzuspielen. He, das musst du hören!"
Der amerikanische Musikjournalist Lester Bangs hat
vor Jahren bereits über die Popkultur und ihre
Protagonisten geschrieben: "Der echte Popstar hat
eine Ahnung davon, was abseits seines eigenen,
glitzernden Nährbodens abgeht." Niemand kann heute
den Künstlern von Pur nachsagen, sie lebten in
einem abgefahrenen Pop-Wolkenkuckucksheim, zwischen
Rausch und Selbststilisierung. Das, was passiert,
berührt, echauffiert, ist das Leben - und wird zur
populären Musik von Pur umgearbeitet.
"Da war auch plötzlich diese Begeisterung wieder
da", sagt Engler, "die man sonst nur von ganz
jungen kennt, dass man sich über jede gelungene
Bridge, jede Notenfolge, die besonders ist,
diebisch freuen kann und mit einer Art Lampenfieber
an die Arbeit rangeht." Ereignisse, die in jüngster
Vergangenheit passierten, sind die Wurzeln aus
denen mit musikalischer Komplexität Vers und
Refrain sprie▀en. Man mag es drehen wie man mag, am
Ende wird eigenes Empfinden aufgearbeitet. Und nach
einer harten Zeit fällt die neu gewachsene
Kreativität auf fruchtbaren Boden. "Musikalisch",
sagt Engler über die Arbeit, "haben wir bewusst auf
Experimente verzichtet und uns sehr auf unsere
Hauptinstrumente, auf Keyboards und zum ersten Mal
vor allem kräftige Gitarren konzentriert. Ich finde
das Album hat nicht so viele kleine Ausbrüche in
andere Klangwelten, sondern hört sich an wie aus
einem Guss." Obwohl von dem typischen, bereits
legendär gewordenen Pur-Klang beherrscht, ist
"Wünsche" ein durchaus schneller, frischer, im
Gesamtkontext von Uptempos dominierter Longplayer.
Die dicken Chorarrangements, die vollen
Bläsersätze, die früher das eine oder andere Lied
begleiteten, sind weg. "Alles ist extrem
durchgängig", sagt Engler heute. Bei aller klaren
Rhythmik - selbst zur Verblüffung der Band blieb
die Intimität der Erzählsituation an einzelnen
Stationen weiter erhalten: "Wir hatten Zeit viel
herumzuprobieren, aber letztendlich sind wir dann
doch auf den stringenten, einfachen Wegen
geblieben." Mit einem Satz: "Wir haben diesmal
alles auf den Punkt gebracht."
Wenn schon die Texte bei "Wünsche" eine fast
aufrührende Intimität vermitteln, sind sie nie
exhibitionistisch. "Ich versuche Gemütszustände zu
schildern, in denen sich viele Leute befinden
können und die besondere Situationen
widerspiegeln", sagt Engler. Er schreibt die Lyrics
nicht aus einer momentanen Laune heraus, quasi als
Katharsis des Augenblicks, sondern nach einer Weile
der Beobachtung, eine Art Analyse der Situation.
Allerdings: "Ich singe immer über Dinge, über die
ich Bescheid wei▀ und über die ich Auskunft geben
kann."
Als letzter Song kam "Der geschenkte Tag" auf das
Album "Wünsche". Akustisch, kurz, intim einfach
gehalten nur mit Piano und Gesang. Das Credo wie
schön die Welt doch sein kann, wenn man durch die
dunklen Täler erstmal durchgelaufen ist: "In dieser
durchgeknallten Welt, die selten Mal die Luft
anhält, werd ich durch dich noch Optimist..."
Auf der ganz anderen Seite der Gefühlsskala die
erste Single-Auskoppeliung "Irgendwo": Ein Song,
der durch seinen musikalischen Bruch zwischen Vers
und Refrain zu etwas ganz Au▀ergewöhnlichem wird
und der im Endeffekt einen Schrei der Hoffnung 3
ausdrückt: "Irgendwo in dieser Welt liegt ein
bisschen Glück versteckt und ich wünsch mir so ich
hätt's für mich entdeckt."
Eine gute Weile länger zurück liegt die
Entstehungsgeschichte von "Herzlich". In einem Satz
fasst der Autor Engler den Inhalt aus der Sicht des
Mannes so zusammen: "Das Mysterium des weiblichen
Wesens wirklich zu ergründen ist eine schier
unlösbare Aufgabe. Viele haben es versucht, viele
sind gescheitert. Aber einfach lieben, lieben darf
man die Frauen in all ihren Facetten." Ein
Uptempo-Song, rockig unterstützt von kräftigen
Gitarren.
Gemeinsam mit Janine Meyer von der Band Luxuslärm
singt Hartmut Engler das einzige Duett auf dem
Album - "Die Beste". "Janine", ist die Band
überzeugt, "verfügt über eine sensationelle Stimme
und war tatsächlich die denkbar Beste für das
Duett." "Ich hatte eine CD von Luxuslärm bekommen",
sagt Engler und hab' die öfter gehört. Ich habe
Janine später auf Mallorca getroffen und so sind
wir ins Gespräch über das Duett gekommen. Sie singt
auf der Platte auch einige Backingvocals." "Die
Beste" ist eine Hymne von Pur geworden, eine
Liebeserklärung an die Musik.
Kein anderes Album von Pur aus den letzten Jahren
ist vergleichbar authentisch wie das aktuelle.
Engler entwirft textlich ein paar scharf
geschnittene Episoden des Heute. Keine
durchkonstruierten Leckereien für die Ohren,
sondern Berichte aus den Untiefen des täglichen
Lebens. Da geht der Sänger zum Beispiel tatsächlich
regelmä▀ig in ein Altenheim um mit einer an Demenz
erkrankten alten Dame Halma zu spielen. Aus diesem
Spiel wird eine amüsante Shortstory im 4/4tel Takt.
"Frau Schneider".
In "Geliebt" geht es um das entscheidende Thema der
meisten Theaterstücke, 99 Prozent aller Songs und
vieler Bücher: Die unerfüllte Liebe. Eine selbst
erlebte Ballade.
"Herbst" ist ein Song, der sich nur vordergründig
um die Jahreszeit dreht, die nach dem Sommer kommt
und dennoch Aussicht auf weitere, bunte,
wunderschöne Tage birgt. Sinnbildlich der zweite
Vers: "Uns sind Geburten recht vertraut. Wir stehen
an Särgen und man schaut wohin die eigenen Wege
gehen. Und was die Aussicht verbaut." Optimistisch
der Refrain: "Unser Frühling ist vergangen und der
Sommer fast verweht. Doch der Herbst ist uns
geblieben. Es ist noch lange nicht zu spät." Ein
ruhiger Beat, der dieser besonderen Erzählform
dient, begleitet den Song mit seinem Klangteppich.
In "Kathrina" geht es um die Befindlichkeit eines
jungen Mädchens: "Verbote, Gebote, die Werte an
sich stehen in Frage, sind lächerlich. Hormone,
Intimsphäre, Aufruhr und Frust - Lebenslust mit
Handy als Vertrautem und dem Make up im Gepäck
zieht sie los - ist unberechenbar." Hartmut, selbst
Vater von zwei Jungen, kennt die geschilderte
Problematik aus seinem Umfeld: Modell standen die
heranwachsenden Töchter eines engen Freundes.
"Menschlichkeit", im Midtempo, tritt offen und
ehrlich dafür ein: "Das was uns führt, was uns
berührt, ist Menschlichkeit." "Viele haben über die
Jahre im Umgang mit uns und unserem Umfeld
festgestellt, dass es so liebenswürdig ‚menschelt'.
Wir sind miteinander erwachsen geworden und wenn
ich ein Prinzip als das wichtigste im Umgang
miteinander an andere, an junge, an ganz junge
Erdenmenschen weitergeben würde, dann: lasst es
menscheln, macht eure Fehler und verzeiht sie euch
und den anderen. Daran kann man wachsen."
"Raus aus dem Schoss" im ungewohnten 6/8tel Takt,
veranlasste die Band zu folgendem Kommentar im
Booklet: "Ein Tag, an dem deine Katze deinen
Weltschmerz besiegt, ist ein guter Tag."
"Stell dich", wird nicht nur zur Aufforderung das
Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, sondern
auch zu einem sprachlichen Experiment, das sich
Engler leistet: Sieht man vom Refrain ab, fängt
jeder Satz des Songs mit dem Wort "Stell" an.
Rockig dagegen kommt der Song eines Mannes daher,
der mit einer "Alkohol getränkten" Depression zu 4
kämpfen hatte, aber sich dann doch wieder
hochrappelt: "Freigekämpft und losgelöst, ich
brauch dich nicht mehr", hei▀t es in einer Zeile
von "Gesund".
Zu den intimsten und berührend authentischsten
Liedern, die Pur je produziert hat, gehört wohl
"Winter 59", das Stück, das Hartmut seinem Bruder
gewidmet hat - einem Bruder, den er nie kennen
lernte und der dennoch immer an seiner Seite war.
Typischer Midtempo-Popsong in bester Pur-Manier ist
"Wiedersehen": Berührend, nachvollziehbar. "Ich
habe als ich das schrieb nicht nur an Verliebte
gedacht, die einander wieder treffen, in meinem
Kopf war das Bild das Wiedersehens sehr viel
allgemeiner, Menschen, die durch Schicksalsschläge,
Kriege oder Mauern voneinander getrennt sind aber
die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben."
Schlie▀lich rundet "Wünsche" dieses
au▀ergewöhnliche Album ab. Sieben Wünsche, deren
Erfüllung nicht allein physische Kraft oder
wirtschaftliche Hilfe möglich machen, sieben
Wünsche, die unserer Zeit entsprechen und vielen
der Pur-Fans aus der Seele sprechen. "Wünsche" ist
mehr als nur der Titelsong, es inspirierte die Band
mit Hilfe dieses Liedes einen Ansto▀ zum Nachdenken
zu geben und Aktionen zu starten, die vielleicht
ein klein wenig mithelfen können, Hoffnungen zu
wecken und Wünsche zu erfüllen. Im Leben des Mannes
mag es wichtig sein einen Baum zu pflanzen, ein
Haus zu bauen und seinem Sohn, sagen wir, das
Fu▀ballspielen beizubringen.
Im Laufe der Karriere einer Band ist es wichtig hin
und wieder mal au▀er der Reihe Zeichen zu setzen
und besondere Stücke zu produzieren. Letztendlich
ist Pur dies jetzt gelungen: Mit grö▀ter
Differenziertheit der Songs für sich, schuf die
Band ein opulentes Ganzes, exorbitant in
Musikalität und Sprachschöpfung, eine Reflektion
auf das Spiel mit den Erwartungen, die Parität von
populär und programmatisch. Ein Pur Album,
vielleicht das Pur-Album
www.pur.de
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