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Stern-Combo Meissen - Der Weite Weg (1979)

vom: 06.08.2017

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1074

Hochgeladen um:

10:25:43

Öffentlicher Name:

David

Format:

mp3

Beschreibung:

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Zun�chst ist erstmal anzumerken, dass die Band besetzungsm��ig aufgestockt wurde. S�nger und Trommler Werther Lohse war von LIFT vertrieben oder abgeworben worden, weil die in Henry Pacholsky einen NUR-S�nger hatten und sich Lohse als NUR-Drummer vielleicht unterfordert vorkam. SCM gewinnen dadurch zu Fi�lers manchmal gew�hnungsbed�rftigem Fisteltenor eine unverkrampfte m�nnliche Gesangsvariante hinzu. Weil Singen beim Trommeln ablenkt, gibt es noch einen neuen Herrn der Felle: Michael Behm. Der kommt von einem an sich unausstehlichen Bandversuch, der "Neue Generation" hie�, aber er trommelt wesentlich virtuoser als bisher Martin Schreier. Schreier zieht sich in der Folge mehr und mehr auf's bandleaderlich Gesch�ftliche zur�ck. Eine Einzigartigkeit bei SCM. Von nun an wird das Besetzungskarussell unaufh�rlich routieren. SCM im Umbruch. Man wird den Bassisten und den S�nger wechseln. Lohse wird nach diesen Plattenaufnahmen zu LIFT zur�ckkehren, weil inzwischen deren tragischer Autounfall in Polen f�r die 2 ber�hmtesten Toten des DDR-Rocks gesorgt hat: Zachar (bass) und Pacholski (voc). Behm wird auch nur wenige Jahre bleiben, um zu einer Fusionjazzkapelle zu wechseln, die Bajazzo hie� und deren sehr gutes Plattendebut von '87 es immernoch nicht auf CD gibt! Schande, Schande!
Der weite Weg zeigt drei Richtungen, die SCM in den 80ern h�tten einschlagen k�nnen: 1. Beim ART-Rock alter Schule bleiben und in Ehren untergehen, weil sich daf�r in Punk-und NDW-Zeiten immer weniger Interessenten finden; 2. Einen abgespeckten musikalischen Reformkurs fahren, nicht mehr ganz so bombastisch, aber noch gut genug, um Gesicht waren zu k�nnen, in etwa so eine Novalis-Richtung (zu Zeiten von "Vielleicht bist du ein Clown?") 3. Hitparadentauglich bleiben, also pure Teenieanpassung und k�nstlerische Notschlachtung, weil man ja von Konzerteinnahmen leben mu�, trotzdem man in 3 Jahren 3 LPs herausbringen durfte. Man wurde jedoch an Plattenums�tzen nicht beteiligt, sondern einmalig und �u�erst bescheiden entlohnt.

Womit wir uns nun den einzelnen Titeln zuwenden k�nnen:
"Die Sage" ist Historienrock, wie ihn um diese Zeit im Westen Achim Reichel (Regenballade) und Novalis (Die Welt wird alt und wieder jung...) betreiben. Im Osten sind in dieser Richtung noch TRANSIT (Bernsteinhexe) unterwegs. "Die Sage" hat die Kahlbutzlegende zum Inhalt: Ritter meuchelt Lover einer Maid, wegen verweigerter erster Nacht und meineidet vor Gericht. Jedoch: "Rot, rot wie Blut/ soll werden dieser Stein/ und f�r alle Zeit/ Beweis des Unrechts sein!" Die Wahrheit hat den l�ngeren Atem.
"Gib mir, was du geben kannst" ist ein niveauvolles Liebesgedicht kongenial vertont. Treffendere Metaphern wurden selten gefunden."Der Strom trieb mein Boot an deine Ufer heran./Ich trat ans Land und verbarg meine Ruder sodann..." Sp�ter mal wird Rio Reiser einen Text (noch f�r die Scherben) schreiben, der wie eine Fortsetzung zu diesem Lied klingt: " ....hau mit mir ab, mach die Leinen los..." Die Kitschj�ger und Melodie-als-Schlager-Verd�chtiger (siehe z.B. "M�tter gehen fort..."-Bemerkung von Horst) werden dieses Lied hassen. Ich mag sowas.
"Was bleibt" schlie�t sich an. Thematisch �hnlich, formal dann doch schon leicht schlagerverd�chtig. Es soll wegen Fanprotesten 1980 sogar freiwillig von Schreier aus Radiowertungssendungen zur�ckgezogen worden sein, weil letzte Pl�tze f�r die bisherigen G�tter doch zu blamabel gewesen w�ren. Sooo schlecht ist der Song aber nun auch wieder nicht. Da wirkte sich eher der Generationswechsel negativ aus - hands up, baby hands up, gimmi your love, gimmi-gimmi your love....Discojauche rules! Punk ist out, NDW noch nicht in, am Horizont im �brigen nicht viel Niveau erkennbar. Im Osten gibts noch keine PANKOW. KEKS haben noch nicht ihre sp�tere Basti-Bauer-Kultbesetzung....all �berall Denkpause in Sachen Rock'n'Roll Philosophie. "Was (wirklich) bleibt" ist die Tatsache, dass der Song immer noch deutlich besser ist, als so ziemlich alles aus der IC- Duran-Duran-Abklatschphase, die in der Folgezeit unter dem Namen "stern meissen" verkauft wurde.
Das n�chste St�ck ist "der Motor".... �chz!...und auch der 1.Schlag unter die geschmackliche G�rtellinie. Keine wirkliche Komposition, nur so ein paar sing-along-Akkorde in Endlosschleife. Minimalismus a la Kraftwerk? Behm am Schlagzeug rettet es ein ganz kleinbi�chen in musikalischem Sinne.Das eigentlich Schlimme ist der Text! Dabei ist die Message eine ganz vern�nftige: Stress vermeiden und gesund leben, sonst kommt der Infarkt. Aber gerade dieses Gesundheitsliedchen wuchert wie eine Krebsgeschwulst inmitten der romantischen Nachbarsongs. Das mit Coffein aufgeputschte Herz wird verglichen mit einem rhizinusgeschmierten Mopedmotor "...dem superschnellen Ding...". Oh, diese poetische Aussagekraft zwischen Sagenraunen und Seeweg-Eroberungsmystik! Stilbruch total. (Ausgerechnet diese Entgleisung wurde zum Hit!)
Jedoch f�r's Durchhalten wird man belohnt: "Der Fr�hling" ist nicht nur einfach eine - nein: DIE - Vivaldi-Adaption! In instrumentalen 12 Minuten gibt Thomas Kurzhals Phantasieanregung pur. Die popul�ren Motive der klassischen Vorlage werden verbunden mit Vogelzwitschern und Spinetttupfern aus dem Synthesizer. Bunzenscheibenromantik meets Rockbiedermeier. Laszlo Benk� von Omega wird sp�ter auch so etwas versuchen und nur Kaffeefahrtensound erzeugen. Kurzhals dagegen treibt dem Orginal nicht das Leben synthetisch aus, sondern haucht ihm neues ein! Neben dieser Adaption ist alles andere, was auf diesem Gebiet bekannt geworden ist, St�mperei, lediglich Deodatos "Also sprach Zarathustra" w�re ebenb�rtig. Forget Ekseption!
"Der weite Weg" beschlie�t die Platte. Ebenfalls allerfeinster Prog mit unpeinlichem Text �ber die Eroberung der Natur durch Forscherdrang der Menschheit. Man stelle sich vor, dass 3-4 Jahre zuvor vielleicht eine Platte h�tte erscheinen k�nnen mit Finlandia/S�dpol/Fr�hling/Weiter Weg....dann w�re SCM unsere Visitenkarte im damaligen Westen geworden anstelle der peinlichen Puhdys!
(babyblaue-seiten.de)

[color=#FF0000]1.	Die Sage	7'50
2.	Gib mir, was du geben kannst	5'30
3.	Was bleibt	4'47
4.	Der Motor	4'40
5.	Der Fr�hling   (a. Allegro b. Largo c. Allegro.Danca)	12'17
6.	Der weite Weg	6'23
[/color]

Martin Schreier	Drums
Bernd Fiedler	Bass
Norbert J�ger	Keyboards
Thomas Kurzhals	Keyboards
Reinhard Fi�ler	Vocals
Lothar Kramer	Keyboards
Michael Behm	Drums